Problembeschreibung
Das Krankenhaus ist ein dynamischer Ort. Medizinisches Personal und Patienten bewegen sich innerhalb und zwischen den Stationen und Abteilungen. Aber auch der Patient, der an sein Zimmer oder Bett gebunden ist, ist bis zu einem gewissen Grad mobil. Diese Mobilität zeigt die Grenzen kabelgebundener Lösungen auf, die nur ortsgebunden eingesetzt werden können. Wenn Patienten und Personal zu einem Gerät gelangen müssen, um Informationen abzurufen oder eine Behandlung zu erhalten, entstehen enorme Wegezeiten. Darüber hinaus unterbrechen Momente der Mobilität den Informationsfluss und die Versorgung. Aus diesem Grund werden mobile Geräte und Netzwerke benötigt. Dank des technologischen Fortschritts gibt es heute eine Vielzahl tragbarer, leistungsfähiger (medizinischer) Geräte. Diese Technologien erhöhen aber auch die Anforderungen an die Telekommunikationsnetze: (1) Viele Anwendungen benötigen hohe Bandbreiten und geringe Latenzzeiten, um unterwegs in Echtzeit genutzt werden zu können; (2) es entstehen ganz neue Anforderungen an die Informationssicherheit in Krankenhäusern; (3) das Krankenhaus der Zukunft könnte Millionen von mobilen Geräten umfassen, die über das Netz kommunizieren. Die Netzkapazität wird daher perspektivisch auch durch die Anzahl der angeschlossenen Geräte beansprucht werden.
Lösungsansatz
Vor diesem Hintergrund baut das Projekt „Health5G.net – Innovative Patientenversorgung mit 5G“ ein 5G-Campusnetz an der Universitätsmedizin Göttingen auf. Das Pionierprojekt soll die technische und strukturelle Machbarkeit sowie den Mehrwert der 5G-Technologie für das gesellschaftlich wichtige Thema der medizinischen Versorgung aufzeigen. Dabei geht es nicht um die flächendeckende Einführung einer neuen Technologie, sondern um die Demonstration und Evaluierung ihrer Potenziale im kleinen Maßstab und mit sehr engem Fokus auf ausgewählte Versorgungsprozesse. Am Beispiel der „Patient Journey“ des geriatrischen Patienten werden neue Modelle einer innovativen Patientenversorgung über ein 5G-Mobilfunknetz erprobt: (1) ein mobiles Patientenbett, ausgestattet mit leistungsfähiger Sensorik, unterstützt die Sturz- und Dekubitusprophylaxe und begleitet den Kernprozess der Patientenversorgung von der Aufnahme bis zur Entlassung; (2) neben der mobilen 24-Stunden-Analyse von Vitaldaten über Wearables (Blutdruck, Atmung, Herzfrequenz) werden (3) telemedizinische Anwendungen über Datenbrillen und mobile Ultraschallgeräte über das 5G-Campusnetz in der Patientenversorgung erprobt.
Health5G.net wird von einem Konsortium um die Dr. Kuhl Unternehmensberatung Hardegsen umgesetzt. Beteiligt sind neben der UMG die Georg-August-Universität Göttingen, die Technische Universität Clausthal, die Ably Medical GmbH und der Landkreis Göttingen. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr im Rahmen der Förderrichtlinie „5G-Umsetzungsförderung im Rahmen des 5G-Innovationsprogramms“ für den Zeitraum vom 01.01.2022 bis 31.12.2023 mit rund 4 Millionen Euro gefördert.