Problembeschreibung

Nach einem Schlaganfall besteht ein erhöhtes Sturzrisiko. Um dieses Risiko zu verringern, ist die Mobilisierung des Patienten entscheidend. In der häuslichen Pflege ist dies die Aufgabe der pflegenden Angehörigen. Die Schulung der Angehörigen in individuellen Mobilisierungsmaßnahmen ist daher unerlässlich. Um den Anforderungen an eine individuelle Schulung einerseits und den ökonomischen Zwängen andererseits gerecht zu werden, muss eine Lösung gefunden werden, die die bereits während des Krankenhausaufenthaltes stattfindenden Mobilisierungsmaßnahmen nutzt, um eine Schulung der Angehörigen mit möglichst geringem Mehraufwand zu ermöglichen und gleichzeitig die Abläufe zu optimieren und eventuell sogar neue Abrechnungsmöglichkeiten zu schaffen.

Lösungsansatz

Im Rahmen der Pflege und Sturzprophylaxe von Schlaganfallpatienten auf der „Stroke Unit“/Schlaganfallstation der Klinik für Neurologie der Universitätsmedizin Göttingen werden hierfür Datenbrillen eingesetzt. Über vorgefertigte Dialoge mit der Datenbrille soll das Pflegepersonal freihändig und sprachgestützt Schritt für Schritt durch Arbeitsabläufe geführt werden. Diese Arbeitsabläufe sollen mit bedingter Logik, dynamischen Elementen und einer Anreicherung mit Rich-Media-Dateien (Bilder, Videos, Tabellen) gestaltet werden. Bei der Planung individueller Pflegemaßnahmen zur Sturzprophylaxe beispielsweise erfasst die Pflegekraft mit Hilfe der Datenbrille anhand einer Checkliste das Vorliegen individueller Risikofaktoren. Die Faktoren werden regelbasiert bestimmten Pflegemaßnahmen zugeordnet. Diese werden nach Eingabe der Risikofaktoren dynamisch als Output in der Datenbrille angezeigt. Während die Pflegekraft mit der Datenbrille durch den Workflow geführt wird, kommuniziert die Pflegekraft per Videoanruf mit den Angehörigen. Die Angehörigen können mit Hilfe der in der Brille integrierten Kamera der Pflegekraft „über die Schulter schauen“, relevante Informationen über den Patienten (z.B. Risikofaktoren) weitergeben und erhalten gleichzeitig Anleitung und Training zu den aus den Risikofaktoren abgeleiteten pflegerischen Maßnahmen. Die Eingaben und Aufzeichnungen werden über die Brille dokumentiert und über Schnittstellen direkt in andere IT-Systeme (z.B. klinisches Dokumentationssystem) übertragen. Für den Einsatz in der klinischen Versorgung von Schlaganfallpatienten wird ein Produkt benötigt, das die zwischenmenschliche Kommunikation mit dem Patienten (und seinen Angehörigen) nicht behindert. Dies gilt sowohl für den Träger als auch für den Patienten. Der Träger darf durch die Technik nicht zu sehr abgelenkt werden. Der Patient darf durch die Technik nicht entfremdet werden. Ein Workshop mit Anwendern hat gezeigt, dass Augmented Reality hierfür weniger geeignet ist als die einfachere Technologie der Assisted Reality. Bei letzterer werden Informationen mittels eines auf dem Kopf getragenen Displays über einen möglichst flexiblen Monitorarm in das Sichtfeld des Nutzers eingeblendet, ohne dessen Sicht zu beeinträchtigen. Im Projekt haben wir uns nach einer Aufnahme der Anforderungen an Hard- und Software und einer umfangreichen Marktrecherche für ein Modell aus der RealWear Navigator 500-Serie mit Software der Firma AMA Xpert Eye GmbH entschieden.

5G-Mehrwert

Die leistungsstarke 5G-Verbindung ermöglicht die effektive Nutzung der Telekonsultation in Echtzeit (auch parallele Nutzung mit mehreren Brillen ohne Ruckeln), den schnellen Abruf umfangreicher Unterweisungsworkflows mit aufgezeichneten Videos und die Echtzeit-Sensordatenanzeige auf der Brille.